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Die Filme um die unheimlichen Wesen aus einer fremden Welt

„Alien: Romulus“, seit 15. August in den Kinos zu sehen, ist bereits der neunte Film mit den kultigen Xenomorphen. Für alle, die die Reihe rund um den neuesten Teil komplett anschauen wollen, präsentieren wir einen Rückblick. Natürlich in der Reihenfolge der Handlung!

Am Anfang ist das Ei. Dem entspringt der Facehugger, der tut, was ihm entspricht – sich am Gesicht eines Wirts festsetzen. Und der gebiert schließlich schreiend, blutend und unter Verlust seines Lebens ein grauenvolles säureblütiges Geschöpf. Das Alien ist da!

Quasi als Kontrastprogramm zu George Lucas’ „Star Wars“ und der damit ausgelösten Science-Fiction-Filmwelle brachte 1979 der Brite Ridley Scott (zuvor „The Duellists“) „Alien“ bei uns mit dem Untertitel „Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ auf die Leinwand.

Zwar nicht so erfolgreich wie besagte Sternensaga (der Film holte „nur“ rund das Zehnfache seines Elf-Millionen-Dollar-Budgets wieder herein) avancierte „Alien“ dennoch zum Kultfilm. Und hob das in den 50er Jahren gestartete Space-Horror-Subgenre auf seine ultimative Stufe. Hauptdarstellerin Sigourney Weaver, als Ripley die einzige menschliche Überlebende, wurde zum Filmstar.

Bekanntlich folgte 1986 unter Regie von James Cameron („Terminator“) die ähnlich gefeierte Fortsetzung mit neuer Gewichtung sowie 1993 und 1997 zwei weitere Sequels von David Fincher („Sieben“) und Jean-Pierre Jeunet („Die Stadt der verlorenen Kinder“) mit ebenfalls anderen Schwerpunkten.

2004 und 2007 führten die Regisseure Paul W.S. Anderson („Resident Evil“) und das eher als Spezialeffektkünstler tätige Brüderpaar Colin & Greg Strause die Xenomorphen für zwei Filme mit den ebenso martialischen Geschöpfen aus der „Predator“-Filmreihe zusammen. 2012 und 2017 schließlich widmete sich Originalregisseur Scott in „Prometheus“ und „Alien: Covenant“ der Vorgeschichte seiner fremden Wesen. Und nun also „Alien: Romulus“ von Regisseur Fede Alvarez (das Remake von „Evil Dead“), angesiedelt zwischen dem ersten und zweiten Film der Originalreihe.

Fans gewisser anderer Filmserien des Genres kennen das Spiel: Die Produktions-Reihenfolge der neun Streifen, bei der man quer durch die Timeline wandert, ist eine andere als ihre chronologische Abfolge. Daher hier nun die Geschichte der Xenomorphen so, wie sie sich zeitlich abspielt. Tatsächlich muss sich der geneigte Zuschauer hierbei erst fünf ältere Filme anschauen, ehe er bei „Alien: Romulus“ angelangt ist.

Es geschah in der Antarktis

Im Jahr 2004. Ein Satellit des Weyland-Industriekonzerns entdeckt auf der Bouvetinsel im Südpolargebiet eine Wärmequelle, die von einer unter den Eismassen gelegenen offenbar uralten Pyramide ausgeht.

Der schwerkranke Firmenchef Charles Weyland (Lance Henriksen, „Millennium“) stellt ein Team zusammen, das neben ihm selbst unter anderem aus Expeditionsleiterin Alexa Woods (Sanaa Lathan, „Blade“), Archäologe de Rosa (Raoul Bova, „Allein gegen die Mafia“) und Sicherheitsmann Stafford (Colin Salmon, „James-Bond“-Filmreihe) besteht.

Am Ziel angekommen erwartet sie das Grauen. Die Pyramide wurde einst von den auch als Yautja bezeichneten Predatoren errichtet. Diese widmen ihr Leben und ihre Kultur ganz der Jagd und waren aus den damals zwei Filmen mit Arnold Schwarzenegger und Danny Glover von 1987 und 1990 („Predator“ und „Predator 2“) bekannt. Die Pyramide dient dazu, den Jägernachwuchs zu schulen, wozu man dort die als Xenomorphen bekannten Aliens hält. Und just ist wieder eine Trainingsklasse dort gelandet. Menschen, Predatoren und Aliens stoßen natürlich in blutiger Weise aufeinander.

Alien vs. Predator
Alien vs. Predator
© 20th Century Fox

Alien vs. Predator“ lehnt sich vage an die Ende der 80er Jahre erschienene Comicserie an, in der man spekulierte, dass Predatoren und Aliens dasselbe Universum bevölkern. Endgültig bestätigte dies „Predator 2“, wo ein Xenomorphen-Schädel in der Trophäensammlung des außerirdischen Jägers zu sehen ist. Allerdings übernimmt Paul W. S. Anderson nur einzelne Elemente der Comics. Anderson hatte übrigens 1997 mit „Event Horizon“ einen anderen modernen Space-Horror-Klassiker inszeniert.

Die amerikanisch-britisch-deutsch-tschechische Co-Produktion „Alien vs. Predator“ ist zwar ein paar Nummern kleiner als die Vorgänger und konzentriert sich vordergründig auf Grusel-Action. Allerdings enthält sie auch einige Anspielungen auf die Gesamtreihe wie etwa die Figur des Charles Weyland, dessen Konzern und Gestalt in den chronologisch später angesiedelten Filmen eine wichtige Rolle spielen. Summa summarum passable Unterhaltung mit einem kleinen Schuss Erich von Däniken, die man mit Spaß anschauen kann und die dreieinhalb von fünf Facehuggern erhält.

Das allerdings trifft weit weniger auf die 2007 entstandene Fortsetzung „Aliens vs. Predator: Requiem“ (auf Deutsch schlicht mit einer 2 versehen) zu.

Am Ende des ersten Films entstand ein „Predalien“ genanntes Mischwesen, das nach dem Absturz des Predatoren-Raumschiffes in die Wälder des ländlichen Colorado gelangt. Hier werden unter anderem Ex-Knacki Dallas Howard (Steven Pasquale, Rescue Me), Sheriff Morales (John Ortiz, „Miami Vice, 2006“) und Soldatin Kelly (Reiko Aylesworth, 24) mit dem Biest, diversen ebenfalls geflohenen Facehuggern sowie den sie verfolgenden Predatoren konfrontiert.

Der stark abgedunkelt inszenierte, fast nur bei Nacht spielende Streifen ist eine reine Slashparade ohne viel Spannung oder besondere Höhepunkte und wirkt im Gegensatz zum recht ordentlichen Vorgänger alles in allem ziemlich uninspiriert. Man merkt seinen Regisseuren an, dass ihre große Stärke nicht im Inszenieren liegt.

Der Vollständigkeit halber gehört er zur Reihe, aber mehr definitiv auch nicht. Mit viel Wohlwollen bringt er es auf zwei von fünf Facehuggern.

Es begann in der Urzeit

Noch viel weiter zurück in der Zeit geht „Prometheus“ (bei uns mit dem Untertitel „Dunkle Zeichen“), das Erste zweier Prequels von Originalregisseur Ridley Scott – jedenfalls zu Beginn. Ein hochgewachsener humanoider Außerirdischer verteilt in einem Akt der Selbstaufopferung seine DNS in einem irdischen Urzeitfluss.

2089 finden die Archäologen Elizabeth Shaw (Noomi Rapace, zuletzt in Constellation) und Charlie Holloway (Logan Marshall-Green, „Damnation“) auf der schottischen Insel Skye Höhlenmalereien, die sich als Einladung der Konstrukteure (das Volk vom Anfang) zu ihrer Heimatwelt herausstellen.

Prometheus
Prometheus
© 20th Century Fox

An Bord des vom Großindustriellen Sir Peter Weyland (Guy Pierce, Mare of Easttown) entsandten Raumschiffs Prometheus unter Captain Janek (Idris Elba, Luther) und mit dem Androiden David (Michael Fassbender, „X-Men“-Filmreihe) wollen sie dieser nachgehen. Doch die Fremden können sie nicht finden und alles deutet darauf hin, dass diese vor einer unbekannten Gefahr geflohen sind. Dem Zuschauer ist diese Gefahr jedoch in weiten Teilen nicht unbekannt.

Prometheus“ geht über das bloße Prequelprinzip hinaus und erzählt eine zwar an „Alien“ angelehnte, insgesamt aber eigenständige Geschichte. Einen Großteil der Altfans der Reihe konnte der Film nicht überzeugen, da er sich neben anderem mit seiner mystischen Machart einfach zu weit vom gewohnten Terrain wegbewegte. Bei anderweitigen Filmfans wurde er jedoch insgesamt positiv aufgenommen. Für vier von fünf Facehuggern reicht es.

Gleiche Stelle, gleiche Welle wie schon bei „Alien vs. Predator“. Die 2017 erschienene Fortsetzung „Alien: Covenant“, in der diesmal Androide David beziehungsweise sein Nachfolger Walter (beide erneut: Michael Fassbender) im Vordergrund stand, kam weit schlechter weg.

Das irdische Kolonistenschiff Covenant soll im Jahr 2104 menschliche Embryonen auf einen Siedlungsplaneten bringen. Nach dem Tod des Captains und anderer Besatzungsmitglieder durch einen Neutrinosturm übernimmt dessen Ersatzmann Oram (Billy Crudup, „Watchmen, 2009“) das Kommando über die Überlebenden der Crew, darunter Terraforming-Spezialistin Daniels (Katherine Waterston, Boardwalk Empire).

Natürlich gelangen auch sie auf den Planeten aus „Prometheus“, wo der Überlebende David mit der längst nicht mehr so unbekannten Bedrohung herumexperimentiert hat.

Alien: Covenant“ besitzt zwar durchaus seine Schauwerte, kann an seinen ebenfalls nur bedingt positiv aufgenommenen Vorgänger jedoch nicht heranreichen. Dafür wirft er viel zu viele neue Fragen auf, anstatt alte zu beantworten und bekommt die Vermischung von Gruselelementen und erneut Mystik nicht wirklich gut hin. Zu einem weiteren von Ridley Scott geplanten Film der Prequelreihe kam es bekanntlich nicht – jedenfalls bis dato. Zweieinhalb von fünf Facehuggern dafür.

Der wahre Stoff

Erst jetzt sind wir beim Original angelangt, „Alien“ von 1979.

Schaut man sich die Filmreihe in der chronologischen Reihenfolge an, erwarten den Zuschauer zumindest in puncto Handlung keine sonderlichen Überraschungen mehr – der große Nachteil bei so etwas…

Die Crew des Raumfrachters Nostromo unter Captain Dallas (Tom Skerritt, „MASH, 1970“) geht im Jahr 2122 auf dem Rückflug zur Erde einem Notruf nach und landet auf einem unbekannten Planeten. Dort finden sie das versteinerte Skelett einer fremden Lebensform (wie wir aus den Prequels wissen: das eines der Konstrukteure).

Alien
Alien
© 20th Century Fox

Crewmitglied Kane (John Hurt, damals bekannt als Caligula in der Serie „I, Claudius“) wird nach der Entdeckung riesiger Eier mit einem außerirdischen Organismus infiziert und gebiert kurz darauf den ersten Xenomorphen der Filmgeschichte. Dieser tötet nach und nach alle Crewmitglieder und genießt trotzdem den Schutz von Bord-Android Ash (Ian Holm, später in der „The-Lord-of-the-Rings“-Filmreihe). Einzig Flugoffizierin Ripley (Sigourney Weaver) kann ihm am Ende die Stirn bieten.

Der Film mit seinen ungemein innovativen Stilmitteln (unter anderem hört man zur Untermalung der Alien-Jagd menschliche Herztöne) wurde ein Klassiker und dürfte zu den meistplagiierten Filmen der Geschichte gehören. Fünf von fünf Facehuggern!

Hier kommt „Alien Romulus“ ins Spiel, der in Produktionsreihenfolge neueste Film der Reihe, der nach dem Original spielt. Ein entsprechender Artikel findet sich hier bei SERIENJUNKIES.DE®.

James Camerons 1986er „Aliens“ (bei uns mit dem Zusatz „Die Rückkehr“) spielt 57 Jahre nach „Alien“ im Jahr 2179. Das Rettungsschiff Narcissus mit der im Kälteschlaf liegenden Ellen Ripley (erneut: Sigourney Weaver) wird geborgen. Seitens des Konzerns legt man ihr die Zerstörung der Nostromo zur Last.

Als vom Kolonieplaneten LV-426 (der Welt der Erstbegegnung) keine Nachricht mehr kommt, wird Ripley mit einem Trupp Marines unter dem Kommando von Sergeant Apone (Al Matthews, „Superman III“) und bestehend unter anderem aus Hicks (Michael Biehn, damals bekannt aus „Terminator“), Vasquez (Jenette Goldstein, später in „Terminator 2: Judgment Day“) und Hudson (Bill Paxton, später die Hauptrolle in Training Day) sowie Android Bishop (Lance Henriksen) auf eine Rettungsmission geschickt.

Doch die geschlüpften Aliens haben mittlerweile alle Kolonisten getötet und nur die kleine Newt (Carrie Henn in ihrer einzigen Filmrolle) hat überlebt. Ein mörderischer Überlebenskampf beginnt.

Aliens“ übertraf den Originalfilm in den Augen vieler Fans, obwohl er ein völlig anderes Subgenre bedient als das Original. Aus der Spukhaus-im-Weltraum-Geschichte wurde ein Military-Sci-Fi-Survival-Horror-Streifen, der in Sachen Spannung und Tempo bis heute seinesgleichen sucht. Erneut volle Punktzahl an Facehuggern!

Deutlich mehr Kritik zog David Finchers „Alien³“ von 1992 nach sich. Schon in den ersten Minuten kommen Newt und Hicks beim Absturz auf dem Gefängnisplaneten Fiorina 161 ums Leben, während Android Bishop irreparabel verstümmelt wurde. Ripleys einziger Verbündeter ist zunächst der ebenfalls inhaftierte Arzt Dr. Clemens (Charles Dance, später Game of Thrones). Doch nicht nur hat Ripley einen Xenomorphen mit dort hingebracht, sondern trägt auch eine Alienkönigin in sich.

Der düstere Streifen ist mit seiner atmosphärischen Dichte allerdings weit besser als sein schlechter Ruf, den er vor allem wegen des Todes zweier beliebter Hauptfiguren aus dem Vorgängerfilm trägt. Vier von fünf Facehuggern!

Den momentanen chronologischen Abschluss der Reihe bildet „Alien: Resurrection“ von 1997 des französischen Regisseurs Jean-Pierre Jeunet. Zweihundert Jahre nach dem dritten Film erwacht ein Ripley-Klon an Bord eines Raumschiffes zum Leben mit dem Ziel, die in ihr befindliche Alienqueen sowie andere Xenomorphen ebenfalls zu vervielfältigen und nutzbar zu machen.

Natürlich bricht die unmenschliche Meute auf dem Schiff aus und der übermenschlich starke Ripley-Klon und eine Bande von Piraten unter Führung von Johner (Ron Pearlman, später Sons of Anarchy) sowie Androidin Call (Winona Ryder, später Stranger Things und demnächst in „Beetlejuice Beetlejuice“) müssen kämpfen.

Das Echo auf die dritte Fortsetzung war bei Fans und Kritikern sehr unterschiedlich. Während die einen die teilweise stilistische Rückkehr zum Original lobten, hielten andere den seinerzeit vierten Film der Reihe schlicht für unnötig. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen; an die beiden ersten Filme kann er zwar definitiv nicht heranreichen, für dreieinhalb Facehugger reicht es jedoch.

Auf ins Kino

Derart informiert sollte dem Kinobesuch von „Alien: Romulus“ nun nichts mehr im Wege stehen (wenngleich die Kritiken hierzu bislang ebenfalls eher geteilt sind). Lange wird man übrigens nicht auf Neues aus den Welten von „Alien“ warten müssen: 2025 erwartet uns mit Noah Hawleys (Fargo) Streaming-TV-Serie „Alien: Earth“ – hierzulande voraussichtlich bei Disney+ – ein weiteres Prequel, in dem die Monster diesmal unseren Heimatplaneten erreichen… Es bleibt xenomorph!